Als ein Fazit seiner einjährigen Gastproffessur an der Universität Kassel (91/92) kuratierte Urs Lüthi im Sommer 1993 eine Ausstellung in der Galerie Beckers - Darmstadt (heute Frankfurt) mit 6 Künstlern aus seiner ehemaligen „Klasse“.

… In der Fotografie Las Salinas wird ein Bildraum wahrnehmbar, der die Erinnerung an C.D. Friedrichs Landschaftsbild Mönch am Meer (1809) wachruft. Während bei Friedrich die malerische Umsetzung einer dramatischen Naturstimmung farblich die Aufspaltung des Bildes in unterschiedliche Räume vorgibt, indem der erdhaften und materiellen Wirklichkeit eine transzendente Wirklichkeit gegenübergestellt wird, hält Michna sichtbar gegebene Linienverläufe des Landschaftsausschnifts im Bild fest, jedoch werden sie nicht qualitativ gedeutet. Die Fotografie überzeugt vielmehr durch die gratisch wirkende Differenziertheit der Bodenoberfläche (Gräser, Bodenunebenheiten) im Vordergrund, der Horizontlinle als spannungsvollem Hell-/Dunkelstreifen und einem nicht näher bestimmbaren Luftraum. Statt Dramatik finden wir hier eine distanzierte, fast künstliche Wirklichkeit, die sämtliche Landschaftsteile egalisiert. Eine grafische Auffassung von Landschaft bestimmt den Bildcharakter der Werkzeichnungen, die technisch exakt ausgeführt sind. Mittels Rücktührung auf elementare Strukturen wird eine Verschiebung gegenüber der Fotografie deutlich. Dies ist bedingt durch eine andere Gewichtung im neu gewählten Format mit einer veränderten Abfolge rechteckiger Elemente. Verschieden große Flächen sind übereinander bei gleicher Breite angeordnet. Sie greiten das fotografisch festgehaltene Moment der Leere von Las Salinas auf, ihre Abfolge simuliert in einem konkreten Verständnis Vordergrund, Horizontbereich und Luftraum, ohne auf tatsächliche Gegebenheiten Rücksicht zu nehmen …